Marburg, 01. November 2017 – Von Dr. Karin Uphoff, Fachfrau für Kommunikation und Führung, Gründerin der Initiative Heartleaders
Verbundenheit ist eines der zentralen Bedürfnisse von uns Menschen. Es tut uns gut, wenn wir gesehen und gehört werden, sich Menschen aus unserem Umfeld für uns interessieren, wir uns einbringen können mit unseren Ideen, Sorgen teilen und Verletzlichkeit zulassen dürfen, ohne dafür bewertet oder verurteilt zu werden. Wie können wir ein solches Miteinander fördern? Zum Beispiel, indem wir offene Fragen stellen. Und dann: hinhören!
Die Reise nach Rom beginnt mit dem ersten Schritt, heißt es. Auch bei der Verbundenheit können wir mit ersten kleinen Schritten starten: mit Fragen, die das Herz öffnen. Die meinem Gegenüber die Möglichkeit geben, etwas von sich zu erzählen. Die zeigen, dass ich mich für ihn interessiere, dass ich mit ihm in den Austausch treten möchte.
Immer am Dritten: Tag der Wertschätzung
Vielleicht sagen Sie jetzt: Ich frage doch schon immer! Ja, wir sind es gewohnt, uns zum Beispiel zur Begrüßung Fragen zu stellen. Meist dieser Art: „Wie geht es dir? Wie war der Urlaub? Was machen die Kinder?“
Mal ganz ehrlich: WAS genau soll man darauf antworten? Meist wird es ein kurzes „GUT!“. Und dann weiß man als Gefragte/r auch schon nicht so recht weiter. Soll ich jetzt wirklich etwas erzählen? Oder war diese Frage eher rhetorisch gemeint? Wenn wir selbst diejenigen waren, die gefragt haben: Wollen wir wirklich was wissen und uns Zeit nehmen zum Hinhören? Oder stellen wir diese Frage an andere nur pro forma? Und so endet das Gespräch, bevor es richtig begonnen hat. DAS erzeugt tatsächlich KEINE Verbundenheit.
Fragen, die das Herz öffnen
Wenn ich wirklich etwas hören möchte, empfehlen sich Fragen, die beim Nachdenken darüber ein gutes Gefühl erzeugen und zu denen mein Gegenüber etwas erzählen kann und mag. Wie etwa: „Was war dein schönstes Erlebnis im Urlaub?“, „Was hat dich am meisten beeindruckt?“, „Auf was freust du dich am kommenden Wochenende besonders?“ Oder mit beruflichen Bezug: „Über welche Begebenheit in deinem Team hast du dich vergangene Woche gefreut?“, „Welcher Impuls aus dem Vortrag hat dich am stärksten angeregt / nachdenklich gestimmt?“ , „Wenn du einen Prozess in dem Projekt ändern dürftest, welcher wäre das?“
Üben Sie gerne zu den unterschiedlichsten Gelegenheiten, solch Fragen zu stellen. Zum Beispiel, wenn Sie Kolleg(inn)en beim Kaffeeautomaten treffen oder in der Cafeteria. Zur Eröffnung eines Teammeetings. Wenn Sie beim Elternabend sind. Wenn die Kinder nach Hause kommen oder der Partner / die Partnerin.
Und dann natürlich: HINHÖREN!
Teamübung
Vorschlag: Beim nächsten Team-Meeting beginnen Sie mit einer „Verbundenheits“-Runde: Sie finden sich zu zweit zusammen und stellen sich gegenseitig offene Fragen. Vereinbaren Sie vorher, ob sie berufliche UND private Fragen stellen wollen oder sich auf berufliche beschränken. Je Person werden drei Minuten Antwortzeit eingeplant. Vereinbaren Sie dafür eine/n Zeitnehmer/in.
Person 1 beginnt und stellt die Frage. Person 2 antwortet. Person 1 kann anschließend weitere Fragen stellen, bis die Antwortzeit vorbei ist. Dann stellt Person 2 eine Frage oder mehrere Fragen, bis die Antwortzeit abgelaufen ist.
Anschließend tragen Sie die Fragen in der Gesamtrunde zusammen und tauschen sich dazu aus: Welche Fragen wurden gestellt? Was hat der/die Fragende und Zuhörende empfunden? Was der/die Befragte?