Köln, 13. Februar 2017 –
Ann Cathrin Bach, Absolventin der Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Fresenius in Köln, präsentiert im Rahmen ihrer Masterthesis eine Studie darüber, warum Menschen trotz Krankheit zur Arbeit gehen. Damit Organisationen diesem Verhaltensmuster auf den Grund gehen und rechtzeitig geeignete Maßnahmen in die Wege leiten können, entwickelte Bach einen Fragebogen.
Winterzeit ist Krankheitszeit. Schon wieder läuft die Nase, der Hals schmerzt und man fühlt sich elend und schlapp. Soll man trotzdem zur Arbeit gehen? Oder sich doch lieber krankschreiben lassen? Wie reagiert der Chef? Und wer erledigt den Job? Diese Fragen haben sich schon viele Arbeitnehmer im Laufe ihrer Berufstätigkeit gestellt und sind trotz Krankheit ins Büro gegangen.
In der Psychologie bezeichnet man das Erscheinen von Arbeitnehmern am Arbeitsplatz, obwohl sie krank sind und sich gesund pflegen müssten, als Präsentismus. Dass ein kranker Mitarbeiter nicht wirklich produktiv sein kann, vielleicht sogar teure Fehlentscheidungen trifft oder Unfälle verursachen kann, und noch dazu alle im Büro ansteckt, ist bekannt. Aber wie kann man als Arbeitgeber Präsentismus erkennen? Und wie kann man diesem Verhaltensmuster entgegenwirken?
Die vorliegende Studie “Entwicklung und Validierung eines Instruments zur Erhebung der motivationalen Komponenten von Präsentismus im Zusammenhang mit organisationaler Gerechtigkeit” von Ann Cathrin Bach liefert diesbezüglich wertvolle neue Ansatzpunkte. Mit Hilfe des auf wissenschaftlicher Basis entwickelten kurzen Fragebogens lassen sich fünf Motive für Präsentismus identifizieren: Kollegialität, die Wahrung des sozialen Ansehens, das Pflichtgefühl gegenüber der Arbeit selbst, die Furcht vor negativen Konsequenzen und Ablenkung. Für die von Bach befragten Beschäftigten unterschiedlichster Branchen zeigte sich: Je stärker insbesondere eines der ersten drei Motive ausgeprägt ist, desto häufiger ist Präsentismus zu beobachten. Weiterhin fiel in als gerecht erlebten Organisationen die Häufigkeit von Präsentismus geringer aus. Je fairer und transparenter Vergütungsstrukturen, Entscheidungsprozesse und Informationsfluss eingeschätzt wurden, desto weniger äußerten die Beschäftigten Präsentismus-Motive wie Sorge um den guten Ruf bei Vorgesetzten und Kollegen oder Furcht vor negativen Konsequenzen wie schlechte Leistungsbeurteilung oder gar Kündigung.
Für Prof. Dr. Katja Mierke, Psychologie-Professorin an der Hochschule Fresenius in Köln und Betreuerin der Masterarbeit, ist der neu konzipierte Fragebogen ein gewinnbringendes Instrument. “Mithilfe der neuen Skala können sowohl Arbeitnehmervertreter als auch Arbeitgeber Motive für Präsentismus ermitteln und daraus passende Handlungsmöglichkeiten ableiten. Je nach Ergebnis können sie eher an den Werten und Normen der Belegschaft ansetzen, für mehr Personal bzw. klare Vertretungsregelungen sorgen oder einen gerechten und gesunden Führungsstil stärken”, so Mierke. Für das Unternehmen bedeutet dies: Mitarbeiter, die bei Krankheit eher zu Hause bleiben, sind langfristig gesünder, zufriedener und arbeiten produktiver.