Hamburg, 08. Dezember 2017 –
Die Digitalisierung erscheint wie ein dichter Dschungel: Kaum ausgetretene Pfade und ständig neue Fußangeln… Vier Thesen zu grundlegenden Veränderungen in Hotellerie und Gastronomie:
These 1
Alles, was nicht sichtbar ist in Hotellerie und Gastronomie, wird digitalisiert und automatisiert! Was sich im Zuge veränderter Nachwuchs- und Mitarbeitersituation vorteilhaft auswirken könnte, hat nicht absehbare Folgen: In der Küche, in Verkaufsbüros, an der Rezeption und der Buchhaltung fallen Jobs massiv weg, da die bislang rein manuell ausgeführten Tätigkeiten durch digitale Tools wie KI oder Robotik (sic!) ersetzt werden). Schon heute gilt als Benchmark: Durch den Einsatz von Self-Check-in-Tools wie beispielsweise Conichi oder Hotelbird (o.a.) lassen sich Personaleinparungen von ca. 30 Prozent am Front Office erzielen.
These 2
Kommunikation, Buchung und Marketing (sowohl von einzelnen Gästen als auch Geschäftskunden sowie neuen Mitarbeitern) werden in den nicht-internen Betriebsabläufen in der Hotellerie konsequent digitalisiert, d.h. von manuell initiierten Tätigkeiten auf in punkto Effizienz und Geschwindigkeit erheblich optimierten Tools transferiert. Masterbeispiel: Zimmerbuchung über OTA, Tagungsraum-Buchung über OTA, Eventbuchung über Plattform. Eine der bis dato größten Herausforderungen von Hotelmanagern ist es tatsächlich, den Überblick in diesem wahren „Hospitality Jungle“ zu erlangen. In punkto technologischer Innovation sind die meisten Partner den Hotels weit überlegen.
These 3
Modelle der Sharing Economy setzen etablierten, linearen Geschäftsmodelle enorm zu. Airbnb hat sich längst aus einer Nische in die lukrativen Märkten Business Travel und individuelle Reisebuchungen („Experiences“( hervorgearbeitet. Und: Einige, hochinteressante Me-Too-Anbieter sind in diesem Markt auch auf gutem Wege, so z.B. in China.
Disruptive Innovationen wie von Uber-Nachahme MyTaxi, die nun erstmals Taxi-Sharing anbieten, haben weiterhin Auswirkungen auf die Beherbergung. Was in der Mobilität Usus von immer mehr Städtereisenden ist, wird auch den Standort-festen Marktteilnehmer der Touristik (Beherbergung, Gastronomie, Eventanbieter, Outdoor-Erlebnisse) starke Veränderungen aufzwingen, so bei flexiblen Buchungsmöglichkeiten (garantierte Buchung) und Erlebnis-orientiertem Storytelling für digitales Marketing.
These 4
Self-Check-in ist für nahezu jeden Hoteltyp geeignet, da dies u.a. zu einer höchst willkommenen Arbeitsentlastung führt. Beispiel eines inhabergeführten Bed & Breakfast-Hotels: Late Check-in eines Gastes, für den bislang der Inhaber bis Mitternacht an der Rezeption ausharren musste. Durch Zwischenlösungen, wie z.B. Apps mit denen Schlüsselboxen geöffnet werden, um an den Haus- und Zimmerschlüssel zu gelangen, sind finanzierbare Zwischenlösungen; was dann folgen muss sind Investitionen in moderne Schließsystem, die App-basiert gesteuert werden können.
Über den Autor: Carsten Hennig, Jahrgang 1970, ist seit zwanzig Jahren genauer Beobachter von Tophotellerie und Spitzengastronomie. In zahlreichen meinungsprägenden Hintergrundberichten, gewagten Zukunftsvisionen („Unerhörter Zwischenruf“) und Key Notes widmet er sich dem Masterthema Digitalisierung.