Berlin, 22. März 2017 –
Eine flexiblere Regelung der Arbeitszeiten, Entgegenkommen in der Gestaltung der Mehrwertsteuer sowie die Unterstützung des Gesetzgebers im Wettbewerb mit der Internet-Bettenbörse Airbnb sind im Wahljahr 2017 wesentliche Anliegen des deutschen Hotel- und Gaststättengewerbes an die Politik. Dies machte der Präsident des Branchenverbandes Dehoga, Guido Zöllick, im Gespräch mit dem Tourismusausschuss des Bundestages deutlich. Der heute 46-Jährige ist seit zehn Jahren Geschäftsführer des Hotels Neptun in Rostock-Warnemünde. Er wurde im November 2016 an die Spitze des Verbandes gewählt, dessen rund 60.000 Mitglieder nach seinen Worten überwiegend kleine und mittelgroße Unternehmen mit fünf bis zehn Beschäftigten sind.
Zur Geschäftsentwicklung der Gastronomie und Hotellerie präsentierte Zöllick den Abgeordneten eine überwiegend positive Einschätzung. Zum siebten Mal in Folge habe Deutschland 2016 einen neuen Jahresrekord an Übernachtungen verzeichnen können. Der Umsatz der Branche sei um 2,9 Prozent gewachsen, der Ertrag freilich nur um 0,9 Prozent: “Das stellt uns nicht zufrieden”, räumte Zöllick ein. Umso erfreulicher sei der Beschäftigungsaufwuchs im vergangenen Jahr um 30.000 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze im Hotel und Gaststättengewerbe. Seit 2006 habe die reguläre Beschäftigung in der Branche um 38 Prozent zugenommen und sei damit etwa doppelt so stark gewachsen wie im Durchschnitt der deutschen Wirtschaft.
Als Hauptsorge der Unternehmen, für die er spricht, nannte Zöllick die nach seiner Ansicht derzeit zu starre Arbeitszeitgesetzgebung. Eine verbandsinterne Umfrage, an der sich 6.000 Mitglieder beteiligt hatten, habe dazu kürzlich 3.000 kritische Kommentare erbracht. Derzeit gelte eine tägliche Arbeitszeit von acht Stunden, die in Ausnahmefällen auf zehn Stunden verlängert werden könne. Dagegen sprach sich Zöllick für eine Wochenarbeitszeit von 48 Stunden aus, um auf oft unvorhergesehen wechselnde Bedürfnisse der Gäste flexibel reagieren zu können. Es müsse möglich sein, das Personal an einem Tag 13 Stunden, am nächsten vielleicht nur vier Stunden lang einzusetzen. “Wir wollen nicht die Arbeitszeiten verlängern, sondern flexibilisieren”, betonte Zöllick. “Wir wollen unserer Branche die Möglichkeit geben, dann Gastgeber zu sein, wenn die Leistungen nachgefragt werden.”
Als weiteren Wunsch nannte Zöllick den Abgeordneten eine Korrektur im Umsatzsteuerrecht. Es sei nicht einzusehen, warum eine Mahlzeit im Restaurant mit 19 Prozent, am Imbissstand hingegen mit sieben Prozent belastet werde. Ein Gebot des “fairen Umgangs mit unserer Branche” sei es, der Gastronomie insgesamt den ermäßigten Steuersatz einzuräumen. An eine künftige Bundesregierung richte sich generell die Erwartung, von Steuererhöhungen abzusehen.
Kummer bereitet den Gastronomen auch die in manchen Bundesländern geübte Praxis, Beanstandungen bei Hygiene-Überprüfungen von Gaststätten im Internet zu veröffentlichen. Er selbst, sagte Zöllick, habe als Hotelgeschäftsführer schon am digitalen Pranger gestanden, weil die Lebensmittelaufsicht in seiner Küche einen Riss in einer Fliese entdeckt habe. Das sei völlig unverhältnismäßig, klagte der Dehoga-Präsident und sprach von einem “gefährlichen Umgang in der Öffentlichkeit mit solchen ungeschützten Dokumentationen”.