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Gastgewerbe weiter im Aufschwung: Mehr Gäste und auch mehr Umsatz! Aber auch mehr Ertrag? Und: Imageproblem belastet Mitarbeiter immer stärker – Wo ist da ein Ausweg?

Berlin, 17. November 2017 –
Frohlocken über die neuesten Statistiken: Wie steuern auf ein neues Tourismusrekordjahr in Folge zu. Der Umsatz im Gastgewerbe stieg in den ersten neuen Monaten des Jahren um real +1,0 Prozent (nominal +3,1%). Alles gut? Längst nicht! Die Negativschlagzeilen wie aktuell über Zoll-Razzien in ganz Deutschland (u.a. erhebliche Verstöße gegen Mindestlohngesetz) reißen nicht ab. „Die Gastroberufe haben ein Imageproblem – trotz aller TV-Kochshows“, gab man nun reumütig im Dehoga Thüringen zu.

Die Berichte sind beschämend: Der Zoll informiert von hunderten neuen Verfahren in Sachen Mindestlohn. Bei Razzien in Gastronomiebetrieben in ganz Deutschland wurde festgestellt, dass noch immer eine dreistellige Zahl an Arbeitnehmer/innen nicht den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn in Höhe von 8,84 Euro/Stunde erhalten. Die Nichtzahlung des Mindestlohnes kann für den Arbeitgeber mit einer Geldbuße bis zu 500.000 Euro geahndet werden. Alles Einzelfälle von einigen, wenigen „schwarzen Schafen“? Branchenkennern ist längst klar, dass die anhaltenden Schlagzeilen selbst für vorbildliche Arbeitgeber wie den Partnern der Initiative „Fair Job Hotels“ negative Auswirkungen haben. Trotz intensiviertes HR-Marketings sind z.B. Quereinsteiger nur unter großen Mühen für Hotel- und Gastrojobs zu begeistern; dabei werden längst Antrittsprämien von 500 Euro hingeblättert.

Köche, Kellner und Hotelfachkräfte sind knapp. „Ohne den Zuzug ausländischer Fachkräfte ist diese Entwicklung kaum zu stoppen“, brachte es Mark A. Kühnelt, Chef des Spa & Golf Resort Weimarer Land, auf den Punkt. Muss sich das Gastgewerbe pro Einwanderungsgesetz aussprechen? Jeder, der z.B. Förderprojekte mit Flüchtlingen verfolgt, weiß um die Schwierigkeiten beim Sprachunterricht und der kulturellen Akklimatisierung. Neben hausgemachten Problemen wie zu niedrigen Preisen und geradezu exzessiven Gebrauchs von Billig-Convenience-Waren (was zu erheblicher Vertrauensschmälerung unter Gästen führte), sind unbeholfene Strategien im Recruiting ein Schlüsselfaktor bei der Mitarbeitergewinnung.

Wen wundert’s, wenn die teuer geschaltete Stellenanzeige keine einzige Bewerbung bringt? Junge Leute, wie sie in der Gastronomie und Hotellerie allerorten dringend benötigt werden, müssen sich schnell und einfach per Smartphone bewerben können. Wie bei einer Hotelbuchung müssen neue Jobs nur wenige Klicks entfernt sein. Komplizierte, nicht auf Mobilnutzung optimierte Jobseiten werden auf dem Handy schnell wieder gelöscht; als Kardinalfehler gilt, ungefragt Pdf mit Jobübersichten laden zu lassen.

Innovative technische Recruiting-Lösungen gelten als Schlüsselfaktoren bei der mobilen Mitarbeitergewinnung:

  • Responsive Job-Landingpages mit kurzen Webadressen
  • 1-Klick-Bewerbungstool
  • Apps zur Jobsuche & Kommunikation
  • Chatbot zur Jobsuche und für FAQ
  • Pfiffiges HR-Marketing im Social Web (eigene Jobkanäle bei Facebook, Twitter, Instagram, Snapchat und Youtube)

Die Personalsituation ist prekär: Nicht nur Betriebsinhaber, sondern auch immer mehr Mitarbeiter müssen immer schwerer schuften, da Nachwuchs fehlt. Was vor Jahren noch mit dem Masterthema „Work Life Balance“ propagiert wurde, scheint unbelehrt verhallt zu sein. Heute heißt die Aufklärungskampagne „Mitarbeiter glücklich machen“. Mitarbeiter brauchen „Aufmerksamkeit und Würdigung. Denn Geld und Glück korrelieren nicht“, konstatierte Buchautor und Kolumnist Florian Langenscheidt unlängst bei der HDV-Herbstkonferenz. Fast zeitgleich offenbarte eine DGB-Umfrage, dass sich inzwischen 90 Prozent der Beschäftigten nicht darum sorgen, ihren Job zu verlieren“; es gibt es ein Überangebot an freien Stellen bei vielleichten besseren Arbeitgebern. Die steigenden Negativbewertungen bei kununu.com sprechen Bände. Wer auch als hochgejubelte Hotelkette meint, Mitarbeiter unter Tarif zu bezahlen und ständig mehr Leistung abfordern zu müssen, wird hart abgestraft.

Die häufigsten Stressfaktoren aus Sicht der Arbeitnehmer. Infografik: Orizon

Dabei ist Mitarbeitermotivation so einfach und günstig obendrein! Das gute Arbeitsverhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten, der menschliche Faktor, ist für 65 Prozent der Top-Motivator – und sie gehen mit mehr Spaß zur Arbeit, fand die Manpower Group in einer Umfrage vor zwei Jahren heraus. 50 Prozent der Angestellten spornt es an, wenn sie flexible Arbeitszeiten haben. Für 42 Prozent der Mitarbeiter ist es wichtiger Motivationsfaktor, dass Kollegen auch Freunde sind und möchten auch in der Freizeit etwas mit den Kollegen unternehmen oder mit ihnen zusammen sein. Personalentscheider sind heute auch als Wohlfühl-Manager und Seelentröster – die Zahl der psychischen Problemfälle nehmen stark zu! – gefragt. Arbeitgeber müssen sich gezielt mit der Suche nach gut-günstigen Mitarbeiterapartments, Lounge-ähnlichen Aufenthaltsräumen mit guter Verpflegung und auch unternehmenseigenen Kitas beschäftigen. Was Employer Branding umfasst, werden die Macher des jungen Hotelkongresses „Hotalents“ (am 26. Februar im Platin Wiesloch) erörtern – ein Pflichttermin für jeden verantwortungsbewussten Chef!

Laut dem aktuellen Randstad Expertenpanel Personal bieten nur 34 Prozent der befragten Personalverantwortlichen in ihren Betrieben Präventionsprogramme wie Stressmanagement oder Gesundheitsvorsorge an. Immerhin 45 Prozent kümmern sich um die Reintegration ihrer Mitarbeiter nach dem Burn-Out. Infografik: Randstad Deutschland

57,2% der Unternehmen machen Angebote zur flexiblen Arbeitsgestaltung - 75,4% der Bewerber ist das bei der Unternehmenswahl wichtig oder sehr wichtig. Infografik: Indeed / Statista