Köln, 24. Juli 2017 –
Am 30. Juli ist der Internationale Tag der Freundschaft, der von den Vereinten Nationen ausgerufen wurde. Er soll an die Bedeutung der Freundschaft zwischen Personen, Ländern und Kulturen erinnern. Was für eine Rolle spielen neue Technologien im Zeitalter der Digitalisierung für Freundschaften? Hat sich etwas verändert? Diesen Fragen geht Dr. Anna Schneider nach, Psychologin an der Hochschule Fresenius in Köln, Fachbereich Wirtschaft & Medien.
Tausend Freunde bei Facebook und Hunderte von Followern bei Twitter: Viele vor allem jüngere Menschen haben in den sozialen Netzwerken zahlreiche Kontakte zu anderen Personen. Mit Selfies, Posts oder Kurznachrichten lassen sie ihre Freunde an ihrem alltäglichen Leben regelmäßig teilhaben oder verbreiten Neuigkeiten. So findet Kommunikation heutzutage verstärkt über soziale Kanäle und Mobile Messaging Applications (MMA) wie WhatsApp, Facebook Messenger, Line oder Snapchat statt. Aber sind wirklich alle Facebook-Kontakte Freunde? Was macht eine Freundschaft eigentlich aus? Und wie verändern die neuen Apps die Art und Weise, wie wir uns mit unseren Freunden austauschen?
“Menschen haben ein ganz grundsätzliches Bedürfnis nach regelmäßiger sozialer Interaktion und Zuwendung. Die Digitalisierung eröffnet uns ständig neue Wege der zwischenmenschlichen Kommunikation”, erklärt Dr. Anna Schneider. “Zunächst scheint dies verheißungsvoll, können wir heute doch schneller mehr Menschen ansprechen als früher. Zudem fällt die Kontaktpflege auch über große Distanzen leichter denn je”, so die Psychologin. Nichts geändert habe sich durch die neuen digitalen Möglichkeiten hingegen an grundlegenden menschlichen Bedürfnissen. “So streben wir danach, sozial eingebunden zu sein. Das umfasst sowohl die Bedeutung, die andere für einen haben, als auch die Bedeutung, die man selbst für andere besitzt. Wird dieses Bedürfnis nicht befriedigt, besteht die Gefahr, dass wir nicht nur unglücklich werden, sondern sogar krank. Die Bedeutung der sozialen Einbindung spiegelt sich auch in unserem digitalen Sozialverhalten wider”, führt sie weiter fort.
Doch wie beeinflussen die digitalen Möglichkeiten denn nun die Kommunikation mit anderen? Hier gelte es, deutlich – mit Blick auf die Qualität der jeweiligen Beziehung – zu differenzieren. Freundschaft sei nicht gleich Freundschaft. Und genau das spiegele sich auch in der Verwendung des jeweiligen Mediums wider: So würden neue Kontakte durch den gezielten Einsatz von bestimmten Kommunikationskanälen auf Sicherheitsabstand gehalten, während engen Kontakten der vollumfängliche digitale Zugang gewährt werde. Mit Menschen, mit denen man sich stärker verbunden fühle, kommuniziere man über verschiedene digitale Kanäle und dabei oftmals auch wesentlich schneller als mit lockeren Bekannten”, sagt Schneider. Grundsätzlich habe sich das Wesen der Freundschaft durch die Digitalisierung nicht geändert, aber es gebe mehr Möglichkeiten, miteinander zu kommunizieren. Für den einen sei dies eine Erleichterung, für den anderen einer Überforderung.
“Digitalisierung hin oder her: Nach wie vor sind persönliche Begegnungen für enge Freundschaften unerlässlich. Echte Freundschaften brauchen echte Begegnungen”, fasst die Expertin zusammen.