Frankfurt am Main, 01. Juni 2017 –
Der Chef heißt nicht Direktor, sondern Captain, die Arbeitskleidung besteht nicht aus einer steifen Livree, sondern aus Jeans, T-Shirt und Sneakers. Und das Hotel ist nicht irgendeine Übernachtungsmöglichkeit, sondern das neue Moxy Frankfurt East, das gerade im angesagtesten Künstler-, Designer und IT-Viertel rund um die Europäische Zentralbank gebaut wird. Verständlich, dass die zukünftigen Betreiber, Bierwirth & Kluth Hotel Management GmbH (B&K) mit Sitz in Wiesbaden, für den Standort der derzeit hippsten und aufmerksamkeitserregenden Marke aus dem Hause Marriott auch beim Recruiting ganz andere Wege gehen. „Wir eröffnen das coolste Haus in der Stadt, und dafür suchen wir die beste Crew, die wir finden können“, erläutert Christian Henzler, Captain des Boutique-Hotels. Gesucht werden „kreative Menschen mit dem richtigen Mindset, die darüber hinaus aufgeschlossen sind, die für diesen Beruf adäquate Einstellung zum Thema Dienstleistung mitbringen – und das Herz am rechten Fleck haben“. Das Moxy Frankfurt East stelle nach Persönlichkeit und erkennbarem Engagement ein, fachliche Fähigkeiten spielten eher eine untergeordnete Rolle.
Um genau dieses Personal zu finden, lud das B&K-Management kürzlich zum Recruiting Day in den Showroom von „Morgen Interiors“. Schon das Auswahlverfahren der Kandidaten war speziell: Mit Facebook-Anzeigen, Flyern und abendlichen Promotion-Touren durch Frankfurter Clubs luden der Captain und seine Crew ein, die Webseite zu besuchen. Etwa 40 handverlesene Kandidaten bekamen dann eine Einladung.
Persönlichkeit entscheidet
Der Ablauf des Bewerber-Events wird konzeptionell von Marriott vorgegeben, über die Details am jeweiligen Standort entscheidet jedoch die Betriebsleitung. Petra Bierwirth, Geschäftsführerin Bierwirth & Kluth (B&K), erläutert das Vorgehen: „Zuerst checken die Teilnehmer in unserem bereits fertiggestellten Musterzimmer ein. Dort wird ihnen schon eine erste kleine Aufgabe gestellt. Danach folgen Arbeitsaufgaben im Team und spezielle Tests, um die Kreativität, die Teamfähigkeit und die Persönlichkeit abzuklopfen.“ Am Ende schließt ein kurzes Einzelgespräch mit dem Captain und dem HR-Manager des Moxy Frankfurt East den Recruiting Day ab.
„Der Tag ist so strukturiert, dass wir die eigentliche Person hinter der Bewerber-Fassade sehen“, sagt Petra Bierwirth. Nach der Begrüßung durch Captain Christian Henzler folgt auch gleich die erste Gruppenübung: Magic Bamboo. „Dabei wird ein Stab von allen in die Höhe gehalten, und die Gruppe muss ihn zu Boden legen“, erklärt die Geschäftsführerin, „das klappt aber nur dann, wenn einer die Führung übernimmt und die anderen anleitet.“ Die Übung beweise die Teamfähigkeit sowie Führungsqualität der Teilnehmer. Ideenreichtum spielte bei der nächsten Aufgabe eine wichtige Rolle: Aus Obst und Gemüse und unter Zuhilfenahme von Stift und Messer sollten die künftigen Mitarbeiter einen Teller basteln, der „einem Morgenmuffel oder weniger gut gelaunten Gast ein Lächeln entlockt“. Die Ergebnisse waren durchaus geeignet, dem Betrachter ein Schmunzeln ins Gesicht zu zaubern: Eine Bewerberin entwarf einen „Not so early bird“-Teller, eine andere einen „Smiley Toast“.
Vor den finalen Einzelgesprächen galt es noch, systematisches und kostenbewusstes Handeln in Verbindung mit Kreativität unter Beweis zu stellen. Aufgeteilt in zwei Gruppen mussten die Kandidaten sich eine besondere Veranstaltung ausdenken, weil – so das Szenario – Blitzeis überraschend alle Hotelgäste im Haus festhält. Petra Bierwirth: „Die Crew muss sich ein Konzept überlegen, wie sie die Leute unterhalten. Aber: Sie müssen sich auch über das Budget klar sein, über eine wetterbedingt eingeschränkte Logistik – kurzum: Die Aufgabe erfordert strukturiertes Herangehen.“ Auch bei dieser Übung bewiesen die Teilnehmer, dass sie den „Moxy-Spirit“ durchaus bereits verinnerlicht hatten. Eine Gruppe wollte ihre Gäste mit einer „Spanischen Nacht“ inklusive Tapas, südländischen Rhythmen und Palmendekoration bei Laune halten, die zweite konzipierte eine 90er-Jahre-Party mit Spielen, Musik und als Begrüßungscocktail einen ebenso kostengünstigen wie originellen Wodka-Wackelpudding. Während der Gruppenarbeiten und während der Gespräche vergaben die bereits angestellten Crew-Mitglieder Bewertungspunkte anhand von Eigenschaftsclustern, die genau dem Stil des Lifestyle-Hotels entsprechen.
Spannendes und aufschlussreiches Auswahlverfahren
Der Recruiting Day, so die übereinstimmende Meinung aller Beteiligten, war ein großer Erfolg – auch wenn starker Regen und berufliche Verpflichtungen die Anwesenheit des einen oder anderen Bewerbers verhindert hatten. Captain Christian Henzler äußerte in seiner Schlussansprache die feste Überzeugung, „dass wir die meisten von den Teilnehmern wiedersehen“, sprich: dass sie Teil der Crew des Moxy Frankfurt East werden! „Mit einem staubtrockenen Assessment-Center oder mit langwierigen Vorstellungsgesprächen gewinnen wir nicht die Mitarbeiter, die wir brauchen, um dieses außergewöhnliche Produkt zum Leben zu erwecken und zum Hotspot zu machen“, so sein Resümee. Eine Teilnehmerin war schon vom Auswahlverfahren überrascht: „So einen Event kenne ich nicht, aber das zeigt eben, dass das Moxy anders tickt als andere Marken.“ Ihr Eindruck: „Die Crew ist sehr sympathisch – alle sind megainteressant!“ Der Recruiting Day sei schon deshalb sehr spannend gewesen, weil „wir spontan im Team – und ganz praxisnah – Veranstaltungen planen konnten.“ Das vermittle einen guten ersten Eindruck, weil genau daraus später tatsächlich die tägliche Arbeit bestehe.
Fest steht: Moxy-Mitarbeiter weichen erheblich von den gängigen Standards ab, die ansonsten in der Hotellerie gelten. Christian Henzler: „Sie unterscheidet, dass sie wirklich in Interaktion mit dem Gast treten. Das aber muss intuitiv von innen kommen, da muss man Spaß dran haben.“ Das Konzept – so ergänzt Petra Bierwirth – sei wild, laut, provokant, Moxy sei konzipiert „wie ein Wohnzimmer mit Barkeeper“. Bierwirth & Kluth als einer der größten Franchisenehmer der Marriott-Gruppe in Deutschland müsste zudem sehr auf Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit achten: „Letztendlich unterschreiben wir Pachtverträge für die nächsten 20 bis 25 Jahre. Hierfür benötigen wir Konzepte, die am Puls der Zeit sind und genau die Zielgruppe treffen, die in den nächsten Jahren viel reisen wird – geschäftlich und privat.“
Die künftigen insgesamt 22 Mitarbeiter des 220-Zimmer-Hotels durchlaufen eine weitere fachliche Ausbildung aus der Erkenntnis heraus, dass nur, wer Profi seines Faches ist, auch die nötige unbeschwerte Lockerheit gegenüber dem Gast an den Tag legen kann. Henzler: „Wir bereiten hier durchaus auch gängige Cocktails – aber alles eben auf, Moxy-Art’“. Zudem fliegt extra ein Lifestyle-Trainer des Marriott-Konzerns ein, der den dann angestellten neuen Mitarbeitern den speziellen Spirit in weiteren Rollenspielen und individuellen Trainings beibringt.
Nur in einem Punkt ist man im Hause Bierwirth & Kluth auch bei den hippen Moxy-Mitarbeitern sehr konservativ. „Wir sind ein Familienunternehmen und wir legen viel Wert auf Nachhaltigkeit und langfristige Beschäftigungsverhältnisse. Wenn wir gut zusammenarbeiten, werden wir alles tun, um diesen Mitarbeiter möglichst lange bei uns zu behalten“, postuliert Petra Bierwirth. Gute Geschäftsprinzipien sind eben über Jahrzehnte en Vogue…