Köln, 18. Dezember 2017 –
Der Jahreswechsel naht, die Liste mit den guten Vorsätzen wird länger. Zunehmend werden in der besinnlichen Weihnachtszeit auch Stimmen nach einer digitalen Entschleunigung laut. Prof. Dr. Katja Mierke, Psychologieprofessorin an der Hochschule Fresenius, Fachbereich Wirtschaft & Medien, erklärt, warum es sinnvoll ist, nicht nur privat, sondern auch im Beruf häufiger mal “offline” zu gehen.
Ob gesünder essen, häufiger Sport treiben oder mehr Zeit mit der Familie und Freunden verbringen: Die guten Vorsätze wiederholen sich Jahr für Jahr. Stark ist das Bedürfnis nach einem ausgeglichenen und gesunden Leben. Dazu zählen auch Ruhe, Entschleunigung und mehr Achtsamkeit für sich selbst. Diese Vorhaben im Zeitalter der Digitalisierung umzusetzen, scheint jedoch schwieriger denn je, ist man doch jederzeit und überall erreichbar und erwartet dies irgendwie auch voneinander. Permanente Erreichbarkeit ist auch im Beruf wichtig: Möchte man zu den High-Performern zählen, gilt es, nichts zu verpassen und schnell zu reagieren.
Privat wie beruflich immer “online” sein zu müssen, ist einer der großen Stressfaktoren unserer Zeit”, erklärt Prof. Dr. Katja Mierke. Dabei würde es auch im Job Sinn machen, ab und an gezielt offline zu gehen. So habe die sozialpsychologische Grundlagenforschung mit dem sogenannten “Mere-Presence-Effect” (Effekt der bloßen Anwesenheit) zuverlässig gezeigt, dass man komplexere Aufgaben besser löst, wenn man allein und ungestört arbeitet. Sind andere auch nur anwesend, führt Mierke weiter aus, gerät man in einen Zustand geteilter Aufmerksamkeit, da die anderen etwas für uns Bedeutungsvolles tun könnten, wie z.B. ganz archaisch auf Gefahr oder Nahrung hinweisen. Diese geteilte Aufmerksamkeit kann zwar bei Routineaufgaben die Leistung steigern, hat aber negative Auswirkungen auf die Qualität anspruchsvoller Tätigkeiten. Auch das Smartphone und die E-Mail-Benachrichtigungsfunktion können daher einen großen Störfaktor darstellen.
“Liegt das Handy neben einem, ist das ähnlich, als wäre jemand mit im Raum, der jederzeit mit einem in Kontakt treten kann. Gehen dann tatsächlich Nachrichten ein, schafft es kaum jemand, diese zu ignorieren und erst die aktuelle Tätigkeit zu Ende zu führen. Dieser Effekt sei weder für den Mitarbeiter noch den Arbeitgeber wünschenswert. Im Sinne einer effektiven Aufgabenerledigung und nicht zuletzt auch Gesundheitsprävention am Arbeitsplatz empfiehlt die Expertin daher, ein “kollektives Zeitmanagement” zu etablieren. So könnten Vorgesetzte und MitarbeiterInnen beispielsweise eine bestimmte, ggf. auch individuelle, Zeitspanne am Tag festlegen, in der offline gearbeitet wird. Wichtig sei es, dass diese Zeiten intern und extern transparent gemacht werden. Dies könne man ohne weiteres durch einen Vermerk im Abwesenheitsassistenten und auf der Mailbox sicherstellen. “Solche kleinen digitalen Pausen ermöglichen mehr Fokussierung und können sehr dazu beitragen, dem Vorsatz “stressfreieres Arbeiten” näher zu kommen”, resümiert Mierke.