Bonn, 21. Juni 2017 –
Home Office, Teilzeit, Betriebsrente, Weiterbildung, Dienstwagen und Bonuszahlungen – das sind in dieser Reihenfolge die größten Wünsche der Arbeitnehmerschaft in Deutschland. Dies legt zumindest der aktuelle Arbeitsmarktreport “New Work” der BWA-Akademie nahe. Der Bericht basiert auf einer Umfrage unter 100 Personalexperten aus der deutschen Wirtschaft. “Ein erfülltes Berufsleben und Sicherheit im Alter sind dem Gros der Arbeitnehmer wichtiger als Statussymbole”, interpretiert Harald Müller, Geschäftsführer der BWA-Akademie, die Ergebnisse.
Im Einzelnen stufen die von der BWA befragten Personalfachleute die Bedeutung für die Beschäftigten in absteigender Reihenfolge wie folgt ein (Mehrfachnennungen waren erwünscht): flexible Arbeitszeiten (81 Prozent), flexibler Arbeitsort bzw. Home Office (78 Prozent), Teilzeitmodelle (69 Prozent), betriebliche Rente (66 Prozent), Weiterbildung (65 Prozent), Dienstwagen (61 Prozent), Bonusprogramme (59 Prozent), Arbeitsplatzsicherheit (57 Prozent), Urlaub (ebenfalls 57 Prozent) und soweit zutreffend die Unterstützung bei der Kinderbetreuung (48 Prozent).
Wirtschaft muss sich auf die Generation Y einstellen
Laut Expertenumfrage legen 84 Prozent der Beschäftigten mehr Wert auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance, als auf eine Maximierung ihres Gehalts. BWA-Geschäftsführer Harald Müller erläutert: “Die nach 1980 geborene Generation Y trägt ihren Namen englisch ausgesprochen ‘why’, also warum, zu Recht, weil sie die Frage nach der Sinnhaftigkeit gerade auch im Berufsleben stellt. Sie versteht ihre berufliche Tätigkeit nicht nur als Mittel zum Geldverdienen, sondern will darin auch Selbstbestimmung und Erfüllung finden. Es sagt viel über das Selbstverständnis dieser Generation aus, wenn Flexibilität bei der Arbeitszeit deutlich wichtiger ist als die langfristige Sicherheit des Arbeitsplatzes. Die Unternehmen sind also gut beraten, sich zügig auf die Ypsiloner einzustellen.”
Muttermilch, Internet, Smartphone
Zugleich ist die Generation Y die erste Generation der Digital Natives, also von Menschen, die mit dem Internet und Smartphone wie mit der Muttermilch aufgewachsen sind. Die ständige Erreichbarkeit ist für sie keine Bürde, sondern eine Selbstverständlichkeit. Tendenziell neigt sie weniger zu einer langfristigen Planung und hat mehr Improvisationstalent. Entscheidungen fallen kurzfristig nach Abwägung der unmittelbaren Vorteile für die eigene Person. Sie gilt als “krisen-gestählt”, weil sie vom New Yorker Anschlag über weltweite Kriege bis hin zur Finanz- und Eurokrise aufgewachsen ist und ein Leben in Unsicherheit als Normalität empfindet. Die Mehrzahl strebt nach einem hohen Bildungs¬niveau als Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben. Im Beruf erwartet die Generation Y vor allem Erfüllung und Anerkennung. Ihre ganze Arbeitskraft setzt sie nur ein, wenn sie selbst von der Sinnhaftigkeit überzeugt ist. Hierarchien lehnt diese Generation weitgehend ab, sie will im Team von Gleichberechtigten arbeiten.
“Unternehmen mit traditionellen Führungsstrukturen haben wenig Chancen, von der Generation Y als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden”, sagt BWA-Chef Harald Müller. So ist beispielsweise ein Begriff wie “Feierabend” laut BWA-Studie irrelevant geworden, meinen zwei Drittel (67 Prozent) der Befragten, weil die Digital Natives tagsüber ebenso wie abends über die sozialen Netzwerke Berufs- und Privatleben ohnehin ständig vermischen.