Skip to content

Noch mal Klartext: Brandbrief eines Gastronomen! „Die Chefs werden immer gieriger“

Hamburg/Essen, 15. November 2017 –
Die Euphorie der frisch gebackenen Sterneköche täuscht nicht darüber hinweg, dass es erhebliche Probleme gibt: „Die Gastronomie, wie wir sie eins kannten, stirbt so langsam aus“, schreibt der Essener Koch Oliver Mik in einem Brandbrief. Sein Facebook-Post macht jedem klar: So kann es nicht weitergehen! Selten wird so deutlich Klartext geschrieben wie aktuell bei Facebook.

Oliver Mik
Oliver Mik

„Wir jammern, dass es keine Nachfolger gibt, doch die, die es trotzdem versuchen, weil sie den Beruf noch lieben sind unsere Auszubildenden. Diese werden nicht nur ständig ausgenutzt von den weit überzogenen Arbeitszeiten, welche weit über dem Durchschnitt am Rande der Normalität sind. Nein, sie werden auch psychisch so in die Ecke gedrängt, dass sie oft nicht weiter wissen. Die Arbeitgeber nutzen deren Situation oft aus ohne dabei ein Wort zu verlieren. Nein, sie setzen es auch noch voraus und das kann es nicht sein!“, bringt es Mik auf den Punkt. In der Tat: Wertschätzung und Achtsamkeit sind ein hehres Gut, was viel zu viele Arbeitgeber und Ausbilder offenbar vergessen haben. „Lehrjahre SIND Herrenjahre“, konstatierte Ausnahmehotelier Klaus-Micheal Schindlmeier vom Palatin Wiesloch treffend.

Profikoch Oliver Mit bohrt in einer tiefen Wunde: „Die Löhne, egal ob für Freiberufler oder Festangestellte, sind weit unter dem Niveau unserer Arbeitsleistung, die wir viel zu oft erbringen. Die Chefs werden immer gieriger, Hauptsache sie haben ihr Geld im Trockenen mit Profit, den wir auf unseren Schultern erarbeiten. Oftmals fehlen drei Mitarbeiter in der Küche, wenn wir hinzustoßen und trotzdem werden wir weiterhin viel zu wenig für unsere Leistungen bezahlt, obwohl die Chefs eigentlich das dreifache zahlen könnten, wenn drei Leute in dessen Küche fehlen.“ In der Tat ist das Gastgewerbe aktuell wegen schlechter Bezahlung wieder einmal in den Schlagzeilen: „77 Prozent der Frauen in der Gastronomie zu einem Niedriglohn, bei Männern waren es 65 Prozent“, enthüllten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe unlängst.

Ja, es geht um mehr Lohn! Aber auch um Motivation – um Freude und Leidenschaft an einer Branche, die jedem, wirklich auch jedem Quereinsteiger einzigartige Karriereaussichten bietet. „Die Chefs wollen 200 Prozent, aber bezahlen nichts dafür und wir alle haben Familie… Wacht doch endlich auf, tut euch zusammen“, ruft Mik auf.

Lesen Sie dazu auch:
Viel Arbeit, wenig Geld – Gastgewerbe kommt nicht aus den Negativschlagzeilen – Brauchen wir höhere Löhne in Hotels und Restaurants?