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Warum machen Sie es den Gangster so einfach? Raubüberfälle auf Hotels nehmen weiter zu

Berlin/Bad Soden, 11. Februar 2017 –
Wieder wurden mehrere Hotels überfallen, zuletzt in Berlin und im beschaulichen Bad Soden. Dabei bedrohten die Gangster Hotelmitarbeiter mit Pistolen und konnten mit Bargeld als Beute flüchten. Die Polizei konnte sich nicht fassen.

Raubüberfälle auf Hotels nehmen seit Jahren weiter zu, da sich als „leichte Beute“ gelten. Darauf macht der Hotelsicherheit spezialisierter Berater Ulrich Jander immer wieder aufmerksam. Oftmals sind die Sicherheitsvorkehrungen in den Hotels ungenügend. Die Folgen für die betroffenen Mitarbeiter sind immens. Die extremen Stresssituationen haben langwierige Auswirkungen; oft bedarf es professioneller Betreuung z.B. durch das Opfer-Hilfswerk Weißer Ring.

Was müssen noch alles passieren, damit sich mehr tue, fragte sich der auf Hotelsicherheit spezialisierte Branchenexperte Ulrich Jander. Er rät zu Adhoc-Maßnahmen:

  • Alle Eingangstüren (auch rückwärtig vom Parkplatz und Lieferanten-/Personaleingänge) nach 22/22:30h absperren und erst per Klingelruf öffnen
  • Aktive Kameraüberwachung an allen Eingängen, in der Lobby, an der Rezeption und ggf. auch Gängen im Hotel
  • Bargeld-Bestände in Tresore mit Zeitschließautomatik vertrauen; dies am Eingang mit Türschild kenntlich machen
  • Mitarbeiter in Deeskalation und Erster Hilfe schulen
  • Betroffene Mitarbeiter von Betriebsarzt und ggf. fachlicher Hilfe (u.a. Weißer Ring) betreuen lassen

Betroffene Mitarbeiter bedürfen nach dem Schockerlebnis einer besonders feinfühligen Betreuung. “In der Tat leiden Menschen, die zum Opfer eines bewaffneten Raubüberfalls werden, oft noch jahrelang psychisch und seelisch unter den Folgen der Tat. Durch den Täter werden sie massiv bedroht und somit einer Extremsituation ausgesetzt. Es gibt kein Patentrezept, mit der sich eine solche Situation zu hundert Prozent lösen oder gar vermeiden lässt. Allerdings können bestimmte Verhaltensregeln effektiv dabei helfen, dass die Situation nicht eskaliert”, erläuterte dazu Bianca Biwer, Bundesgeschäftsführerin des Hilfsvereins Weißer Ring.

Ganz wichtig sei, als Opfer eines bewaffneten Raubüberfalls die Ruhe zu bewahren und nicht in Panik zu geraten oder den Tätiger unnötig zu provozieren. Dies würde die Lage unnötig verschärfen.

Hilfreich ist außerdem, sich den Handlungsverlauf des Raubvorgangs und das Aussehen des Täters gut einzuprägen: Wie sah der Täter aus? Was hat der gesagt, was hat er getan? Je mehr Details in Erinnerung bleiben, desto leichter kann die Polizei den Tathergang später rekonstruieren.

Falls Kollegen den Raub beobachtet haben, sollten sie nach der Tat darum gebeten werden, sich der Polizei als Zeugen zur Verfügung zu stellen – auch sie können einen hilfreichen Beitrag zur Aufklärung leisten.

Auf gar keinen Fall sollten Opfer während des Überfalls Waffen oder Abwehrgeräte gegen den Täter einsetzen. Wer dies tut, nimmt in kauf, dass der Täter seine ohnehin schon hohe Aggressions- und Gewaltbereitschaft in der Extremsituation noch weiter steigert.
Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung hat dazu die umfassende Broschüre “Trauma – Psyche – Job – Ein Leitfaden für Aufsichtspersonen” erstellt (Pdf-Download): http://www.arbeitssicherheit.de/media/pdfs/CCC_3461.pdf