Skip to content

Neuer Tourismusrekord, aber immer mehr Hotels – kann das gut gehen?

Berlin, 11. Januar 2018 –
Feststimmung in der Hotellerie: Auch 2017 wird einen neuen Rekord bei den Übernachtungen erbringen, mit 469 Millionen Nächtigenden (+3%), wie Destatis nun einschätzte. Der anhaltende Zuwachs auch an zahlungskräftigen Gästen aus dem Ausland sorgt in zahlreichen Gastbetrieben für steigende Erträge.

Gäste zu bekommen ist leicht, doch wie sollen die vielen neuen Mitarbeiter für die immer mehr Hotels rekrutiert werden?
Gäste zu bekommen ist leicht, doch wie sollen die vielen neuen Mitarbeiter für die immer mehr Hotels rekrutiert werden?

Gleichzeitig steigt die Zahl der Hotelbau-Investitionen stark an. So kommen allein in Frankfurt/Main rund 1.500 neue Hotelzimmer auf den Markt, u.a. durch Intercity (400), Motel One (450), Hampton by Hilton (182) und einem neuen Scandic (500). Um Pläne zum Bau weiterer Hotels zu beurteilen, lohnt sich der Blick auf die Bettenauslastung. Sie lag bei den klassischen Hotels bei 50,4 Prozent und bei den Hotels garni bei 53,7Prozent. Anders gesagt: Fast jedes zweite Hotelbett blieb im Schnitt leer“, notierte dazu die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Und in einem zwar aufstrebenden , aber klar begrenzten Hotelmarkt Bremen kommen gar 12.000 neue Hotelbetten hinzu. „In den vergangenen zehn Jahren hat München seine Hotelbettenkapazität um 60 Prozent gesteigert. Das ist eine völlig übersteuerte Entwicklung“, konstatierte Conrad Mayer, führender Hotelier in der bayerischen Landeshauptstadt.  

Kann das gut gehen? Hotels in Deutschland sind vergleichsweise viel zu billig: „Der Schnitt in der Bundesrepublik lag im Jahr 2017 bei 89 Euro (+1,1% zum Vorjahr) pro Nacht im Hotelzimmer. München bleibt mit unverändert 110 Euro pro Nacht die teuerste deutsche Stadt“, ergab eine Preisauswertung von HRS. Zum Vergleich: in London werden durchschnittlich 177 Euro, in New York City rund 250 Euro berechnet. In der Fünf-Sterne-Klasse herrscht meistenteils Trübsal. Wo Portiers den Gästen die Türen aufhalten, penibel gepflegte Wellnessoasen Rosenölduft verströmen und Suiten gern die Größe ganzer Ferienhäuser annehmen, stiegen 2016 deutschlandweit die Preise gerade einmal um 0,7 Prozent. Schon für 159 Euro pro Nacht war ein durchschnittliches Fünf-Sterne-Zimmer zu haben – nur 60 Euro mehr, als etwa der Standort Berlin-Upper West der Kette Motel One, die sich selbst als Low Budget bezeichnet, zu Normalzeiten verlangt“, analysierte dazu das “Handelsblatt“.

“Wir erleben derzeit eine beispiellose Konsolidierungswelle“, heißt es dazu vom Hotelverband Deutschland (IHA). Angesichts der guten Entwicklung werde die Hotellerie ihre Angebote auch in den kommenden Jahren ausweiten – auch wenn es an einigen Standorten bereits Überkapazitäten gebe. Damit erhöhe sich auch der Wettbewerbsdruck weiter.  Die Unternehmens- und Markenkonzentration in der Hotellerie nehme weiter zu. Auch bleibe die Ertragslage angespannt, da die Kosten schneller steigen als die Umsätze.

Dabei stehen deutsche Hotelimmobilien bei Investoren aus dem Aus- und Inland hoch im Kurs. Im vergangenen Jahr wechselten Hotel im Wert von rund 4,2 Milliarden Euro die Besitzer, wie BNP Paribas Real Estate zusammenrechnete. “Die guten konjunkturellen Rahmendaten wie die positive Entwicklung der Beschäftigung und der anhaltende Trend zu Kurztrips werden auch weiterhin ein stabiles Umfeld für Hotel-Investments bilden. Nach wie vor zählen diese zu den beliebtesten Immobilienanlagen, gerade auch aufgrund des Renditevorsprungs gegenüber “traditionelleren” Formen wie Büro-Investments. Ein Engpass bleibt aber die Angebotsseite: Bereits heute wird die hohe Nachfrage erheblich durch Projektentwicklungen bzw. Forward Deals gedeckt: Rund ein Viertel des Volumens entfällt auf Projektierungen und Hotels im Bau. Dazu kommt ein nicht unerheblicher Anteil von Hotels, die erst kürzlich fertiggestellt wurden. Ohne die gute Bautätigkeit wäre das Ergebnis demnach deutlich niedriger. Für 2018 sollte dennoch das erneute Erreichen der 4-Mrd.-EUR-Grenze das Ziel sein”, fasst Hotelanalyst Alexander Trobitz zusammen.