London, 16. Februar 2017 –
Trotz Brexit-Votum und Terroranschlägen bleibt Europa ein attraktiver Investmentstandort, vor allem im Hotelimmobiliensektor, wie Christie & Co in seinem jüngst veröffentlichten Business Outlook betont.
„Für jedes Anlageprofil gibt es derzeit im Hotelmarkt Europas attraktive Investmentchancen. Je nachdem, an welcher Stelle der Risikokurve man sein Kapital anlegen möchte, bieten sich Investoren derzeit an vielen europäischen Standorten Hotelobjekte“, erklärt Andreas Scriven, International Managing Director & Managing Director Consultancy bei Christie & Co.
Hotelmarkt Deutschland bleibt stabil
„Deutschland bleibt ein Hotelmarkt mit niedriger Volatilität“, so Scriven. Entsprechend beliebt sind laut Christie & Co auch die Immobilien in der größten Volkswirtschaft Europas. Vor allem deutsche institutionelle Anleger sowie Pensionsfonds und Investoren aus dem Ausland seien derzeit an deutschen Hotelimmobilien interessiert. Wie auch in den letzten Jahren überstieg dabei die Nachfrage das Angebot. Der daraus resultierende Renditedruck mache es für Hoteleigentümer attraktiver, ihre Immobilien zu veräußern. Der Preisanstieg sei wiederum für Projektentwickler ein Anreiz, neue Hotels auf den Markt zu bringen.
Hotelmarkt Großbritannien von Brexit-Votum kaum betroffen
Das Brexit-Votum hatte laut Christie & Co im Vereinigten Königreich 2016 weniger Auswirkungen auf den Hotelmarkt als bislang befürchtet. „Das schwache Pfund in Folge des Referendums führte zu einer Steigerung der Gästeankünfte, was sich wiederum positiv auf die Hotelumsätze innerhalb und außerhalb Londons auswirkte. Während sich das Marktwachstum in den Monaten vor dem Referendum noch verlangsamt hatte, und Transaktionen länger brauchten, um zum Abschluss zu kommen, Preisminderungen erfolgten und sich bei den Investoren Nervosität breit machte, zogen die Transaktionsaktivitäten gegen Ende des Jahres wieder an“, weiß Scriven. Das Interesse am britischen Markt seitens Investoren aus dem Ausland – vor allem aus Asien – hat 2016 aufgrund der günstigeren Wechselkurse insgesamt sogar zugenommen, wie Christie & Co feststellt. Trotz Brexit werde Großbritannien von vielen Investoren nach wie vor als „sicherer Hafen“ wahrgenommen. „Darüber hinaus wurden 90 Prozent der Gewerbeimmobilien im Vereinigten Königreich nach wie vor von Investoren aus demselben geografischen Gebiet erworben. Somit hatte das Referendum kaum Auswirkungen auf britische Transaktionen“, konstatiert Scriven. Welche langfristigen Auswirkungen der Brexit haben wird, wenn Artikel 50 tatsächlich zum Tragen kommt, bleibe allerdings abzuwarten, wie Scriven betont.
Terrorismusgefahr rückt andere Regionen als bisher in den Fokus
„Die wahrgenommene Bedrohung durch den Terrorismus in einigen Regionen bereitet Investoren wie Betreibern durchaus schlaflose Nächte, zumal es sich aufgrund der Unberechenbarkeit schlecht darauf vorbereiten lässt“, räumt Scriven ein. Während jedoch der Hotelmarkt in Berlin bislang noch keine wahrnehmbaren negativen Auswirkungen zu spüren bekommen habe, kämpften die Märkte in Istanbul, Brüssel, Paris und Nizza bereits mit den Folgen. Paris und die Französische Riviera mussten Einbußen bei der Performance hinnehmen, wenngleich in manch anderen Regionen Frankreichs kein Rückgang der operativen Kennzahlen zu verzeichnen war und die Transaktionsaktivitäten 2016 im Hotelmarkt nicht abgenommen hatten. Dennoch sei es immer schwieriger, „sichere“ Tourismusdestinationen auszumachen. „Touristen, die früher in die Türkei oder nach Nordafrika gereist sind, überdenken ihre Reiseziele oft angesichts der anhaltenden Unruhen. Davon profitieren vor allem südeuropäische Urlaubsregionen wie Griechenland, Italien und Spanien, die wieder steigende Besucherzahlen registrierten“, beschreibt Scriven die Situation.
Wie aus dem Business Outlook hervorgeht, sehen in Spanien nun auch Investoren wieder Zeichen einer Erholung. Vor allem Madrid und Barcelona gelten dabei als besonders wettbewerbsfähige Standorte. Die Preise ziehen wieder an; dennoch gibt es Regionen in Spanien, die nach wie vor von wirtschaftlichen Schwierigkeiten betroffen sind. Zudem erwarten Opportunity-Fonds aus den USA in Zukunft in Spaniens attraktivsten Städten eine rückläufige Renditeentwicklung. „Damit rücken B-Standorte stärker in den Fokus, ebenso wie Italien und Griechenland. Das mag angesichts der prekären wirtschaftlichen Situation Griechenlands in der jüngeren Vergangenheit überraschen. In unseren Sektoren beobachten wir jedoch, dass einige Private-Equity-Gesellschaften bereits in Griechenland investieren – auch in die Hotel- und Freizeitbranche“, so Scriven.
Osteuropa rückt wieder ins Rampenlicht – asiatische Investoren auf dem Vormarsch
Osteuropa erlebe ebenfalls ein Comeback, allen voran Polen, Tschechien und Kroatien, die als Standorte bei Investoren immer beliebter werden. „Wir gehen davon aus, dass dieser Trend 2017 und darüber hinaus anhalten wird. Der Verkauf des Luxusresorts Radisson Blu Sun Gardens in Dubrovnik an einen chinesischen Investor im Oktober des letzten Jahres, bei dem Christie & Co beratend tätig war, ist ein gutes Beispiel für die Attraktivität des Marktes in Zentral- und Osteuropa. Es zeigt aber auch das gesteigerte Interesse von asiatischen Kapitalgebern am Marktplatz Europa“, ist sich Scriven sicher.
Dies wird laut Christie & Co noch weiter anhalten oder sich sogar verstärken, zumal die Anzahl an asiatischen Investoren und Betreibern, vor allem aus China, die den Schritt nach Europa wagen, dramatisch zugenommen hat. So unterzeichnete Christie & Co Ende 2016 einen Kooperationsvertrag mit der Dossen Hospitality Group aus China, um sie bei ihrem Vorhaben zu unterstützen, stärker in Europa Fuß zu fassen. Auch berät Christie & Co immer häufiger Kunden in Europa, die sich der steigenden Anzahl von Gästen aus China anpassen wollen.