Wien, 05. Mai 2017 –
Reinigungsautomaten als digitale Helferlein, Reinigungspersonal mit Hygienekoffer und Messgeräten, zertifizierte Experten als Qualitätsmanager. Auch die Reinigungsbranche bleibt von Veränderungen nicht verschont. So werden die Anforderungen an Reinigungstrupps, Putzmaschinen und Hygienemittel künftig weiter steigen und Sauberkeit wird selbst zum Wettbewerbsvorteil. An der Digitalisierung und Automatisierung geht kein Weg vorbei, sind sich Profis sicher, und sie werden gar nicht als Bedrohung gesehen. “Roboter werden unsere Arbeit wohl erleichtern”, meint Martin Hölscher von der Groß-Reinigungsfirma Blitzblank, “ersetzen werden sie den Menschen aber nicht.”
Hygiene und Lebensmittelsicherheit, das ist heute vor allem Qualitätsmanagement. Werden Vorgaben eingehalten und Abläufe dokumentiert, dann sind wesentliche Voraussetzungen erfüllt. Im Kern geht es auch in der Hotellerie und Gastronomie um Gesundheitsprävention, sind sich Experten einig, denn der Mensch sei häufigster Überträger von Keimen. Der Travel Industry Club, Think Tank der heimischen Tourismuswirtschaft, diskutierte das Thema Hygiene in der vergangenen Woche im Palais Todesco, mit teils überraschenden Ergebnissen.
Prävention statt Sanktion
In Wien sorgt die MA 59 dafür, dass einwandfreies Essen auf den Teller kommt. Dabei versteht man sich heute weniger als Sanktionierer, sondern setzt auf die Prävention, erklärt Andreas Müller, Gruppenleiter Lebensmittelsicherheit bei der MA 59. Laufende Information, Aufklärung und als Anlaufstelle verfügbar zu sein, seien enorm wichtig. Abgesehen vom breiten Branchenspektrum (bis zur Kosmetik) beziehen sich amtliche Kontrollen auf jede Stufe der Inverkehrbringung. Diese Kontrollen erfolgen stichprobenartig. Für die Einhaltung der Vorgaben sind die HACCP (Hazard Analysis of Critical Control Points) ein guter Leitfaden. Die dazugehörigen Arbeitsverfahren müssen ein proaktives Gefahrenmanagement beinhalten.
Mensch als Überträger von Keimen
Martin Hölscher, Hygienemanager bei blitzblank, verwies auf die Parallelen zwischen Gesundheitswesen und Hotellerie/Gastronomie. Da wie dort sind es oft Gedankenlosigkeit beziehungsweise die Nicht-Einhaltung von Normen (zum Beispiel Hände waschen), die zu Problemen führen, denn der Mensch ist immer auch Überträger von Keimen. Der Umstand, dass bei der Hygiene neben umfassenden Vorgaben auch Nachhaltigkeit Berücksichtigung findet, fordern zunehmend den Experten. Hygiene-Management und Spezialreinigungen sollte man daher besser dem Profi überlassen.
Dokumentieren statt lavieren
Philipp Pelz, Rechtsanwalt bei Lessiak & Partner, sieht die Verantwortung für die Einhaltung von Gesetzen und Verordnungen beim Anlagenbetreiber. Die Geschäftsführung kann die Aufgabe zwar delegieren, aus dem Schneider ist das Unternehmen deshalb aber nicht. Die Erfahrung habe gezeigt, dass eine nachvollziehbare Dokumentation der Hygieneprüfung die beste Grundlage ist, Probleme zu vermeiden. Fahrlässigkeit sei in Verhandlungen immer ein Thema und könne mit entsprechender Dokumentation gut widerlegt werden.
Dauerhaftes Legionellenrisiko
Christian Fleischer von TÜV Austria Hygienic Expert betonte den richtigen Umgang mit der Ressource Wasser. Nach einem Legionellen-Vorfall 2015 habe er sich ganz diesem Thema verschrieben. Dabei verwies er auf den Umstand, dass die Einhaltung von Mindeststandards schon in den privaten Haushalten kaum gegeben sei. So gelangen Keime über Putzlappen immer wieder in den Wasserkreislauf und könnten dort erheblichen Schaden anrichten. Prävention sowie Umsetzung von Hygienestandards würden daher immer wichtiger werden. Nach dem Motto “Vorbeugen ist besser als heilen” kann man sich so Ärger und Kosten sparen, so Fleischer, der für Zertifizierungen, Hygienekontrollen und Schulungen ins Haus gerufen wird.
Auf der Suche nach der Tradition
Stefan Christoph Makoru, Head Housekeeper des Hotel Bristol in Wien, stellte fest, dass sich die Anforderungen an Führungskräfte im Housekeeping in den vergangenen Jahren wesentlich verändert haben, insbesondere hinsichtlich Know-how und gesetzlicher Rahmenbedingungen. In Archiven habe er nach alten Hausmitteln gesucht und sei fündig geworden. Hartnäckige Flecken auf Antiquitäten etwa werden mit einem Gemisch aus Asche und Butter entfernt, erklärte Makoru. Nach Outsourcing-Versuchen sei das Housekeeping im Bristol wieder im Haus angesiedelt. Der persönlichen Bezug, den eine Reinigungskraft zum Objekt entwickelt, kann nur bei den eigenen Leuten entstehen, so Makoru.