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#Meetoo im Hotel: Sind Fotos halbnackte Frauen im Männerklo zu sexistisch? Gesellschaftsdebatte superkritisch für die Hotellerie: TripAdvisor brandmarkt Hotels wegen sexueller Gewalt bei Gästen

Berlin, 10. November 2017 –
#Meetoo in der Hotellerie: Der kurze in den Blick in den Ausschnitt bei der Hotelparty, verzücktes Taxieren tanzender Frauenkörper vor der Showband – und auch Fotos halbnackter Frauen im Männerklo. In Zeiten der Empörung selbst über eine Hand auf dem Knie der Tischnachbarin muss „Mann“ wohl vorsichtiger und zurückhaltender agieren. Ein aktueller Radiobericht über das Steigenberger Hotel Am Kanzleramt Hamburg schreckt auf: Ist es angesichts der weltweiten #Meetoo-Kampagne „befremdlich“, über den Pissoirs künstlerische Pin-up-Girls abzupinnen?

https://soundcloud.com/hoteliertv/sexistisches-wc-design-im-steigenberger-halbnackte-frauen-uber-den-pissoirs

Hotels können aus bisher ungeahnter Richtung aufs Korn genommen werden: Was als originelle Demo gedacht ist, könnte bei anderen ziemlich anecken. Muss man dann auch Zeitungsseiten, die gerne über dem Stehpissoir angepinnt werden, Acht geben, wenn es sich um die „falsche“ Schlagzeile samt Foto zum Thema sexuelle Belästigung handelt? In der stets auf Diskretion und betonte Unaufgeregtheit bedachten Hotellerie und Gastronomie wird man sich aus noch ganz anderen Gründen künftig zurückhalten (müssen).

TripAdvisor soll nun Hotels brandmarken, in denen es laut Gästemitteilungen zu sexueller Gewalt gekommen ist, berichtete die „New York Times“. Diese Warnungen soll auf „Diskriminierung, Sicherheitsprobleme und Gefahren für die Gesundheit“ hinweisen und sollen bis zu drei Monate lang bestehen bleiben. Dabei bleiben Fragen offen: Wird der Hotelbetreiber bei sexueller Gewalt unter Gästen, z.B. Ehepaaren, de facto in Mithaftung genommen? Werden die Tripadvisor-Nutzer auf die Einzelheiten eines solchen Falles hingewiesen, um selbst die Lage einschätzen zu können? „Diese Hinweise sollen informativ sein, nicht bestrafend wirken“, wird ein Sprecher von TripAdvisor zitiert. Bislang seien drei Resorts in der bei US-Amerikanern beliebten Urlaubsregion Playa del Carmen mit diesen Warnhinweisen versehen worden. Die Entscheidung werde durch ein Komitee gefällt, so der Tripadviror-Manager; Details zu diesem Verfahren sind bislang nicht bekannt.

https://soundcloud.com/hoteliertv/good-morning-hoteliers-151-wer-traut-sich-was-gegen-sexuelle-belastigung-zu-unternehmen

Wie es um die öffentliche Wahrnehmung bei sexueller Belästigung bestellt ist, machen aktuelle Äußerungen der Komikerin Carolin Kebekus im „Stern“ deutlich: Sie sei angesichts der aktuellen Missbrauchsdebatte überrascht, “dass mal wieder so viele überrascht sind”. Schon bei der “Aufschrei”-Diskussion hätten Frauen gedacht: “Ja, wisst ihr alle das denn nicht? Dass dies die blanke Realität ist?” Außerdem frage sie sich: “Warum glaubt man den Frauen immer erst im Rudel? Wenn viele aus der Deckung kommen?”

Auch sie selbst kenne sexuelle Belästigung. “Das fängt an mit anzüglichen Sprüchen. Ich bin auch auf Partys begrapscht worden. Und ich bin sehr oft Exhibitionisten begegnet”, so Kebekus zum stern. Sie kenne auch sehr viele Frauen, die Opfer von Belästigungen wurden, “bis hin zu sexueller Gewalt. Und ich sehe, was das mit den Frauen macht: Scham. Traumata. Und dann – völlig zu Unrecht – auch Schuldgefühle. So nach dem Motto: ‘Was habe ich dazu beigetragen, dass es so weit gekommen ist?’ Das ist typisch, dass wir Frauen uns so was fragen. Aber ist Nett- und Lustigsein eine Aufforderung, gegen meinen Willen Sex mit mir zu haben?”