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Unsere Arbeitswelten werden sich bis 2030 grundlegend verändern: Wir werden in neuen Berufen und in neuen Branchen arbeiten – Die nächsten fünf bis zehn Jahre werden eine große Herausforderung und eine große Chance sein. 

Mensch Maschine

Leipzig, 08. Dezember 2017 –
Der Think Tank „2bAhead“ aus Leipzig befasst sich einmal mehr mit den grundlegenden Veränderungen von Arbeit. Im Folgenden die jüngsten Thesen:

„Viele Unternehmen gehen die digitalen Transformation eher mit nervöser Hand an als mit ambitioniertem Pioniergeist. Beide Reaktionen sind nachvollziehbar: Quantencomputer, autonomes Fahren und smarte Verträge – sie alle werden unseren Alltag in den nächsten fünf bis zehn Jahren grundlegend verändern. Unser Verständnis von Arbeit wird sich um 360 Grad wandeln. Damit verbinden wir vielversprechende, erstrebenswerte Synergieeffekte, die in der Summe nicht weniger als eine Revolution unserer Arbeits- und Lebenswelten bedeuten. Ansätze und Inspirierende Erfahrungsberichte der kommenden Entwicklungen und Lösungen gibt es schon heute.

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Arbeitgeber werden das Recruiting-Paradies verlassen
Zuerst wird der arbeitgeberfreundliche Markt verschwinden. Wo es Arbeitgebern bisher ein Leichtes war, fast jeden Job mit nahezu jeglichen Konditionen zu besetzen, muss allmählich umgedacht werden: Viele Menschen sind digital kompetent und betrachten ihre Arbeitssituation als ein austauschbares Mosaiksteinchen im persönlichen Streben nach Selbstverwirklichung. Zeitlich flexibles und ortsungebundenes Arbeiten passt zur neuen Generation von Working Nomads, die über projektbezogene Arbeit in Zukunft ein Höchstmaß an Freiheit und Selbstentfaltung anstreben.

Es kommt ein weiterer Faktor hinzu, wenn die Generation der Baby Boomer den Ruhestand antritt und die Generationen mit niedrigen Geburtsraten den Staffelstab übernehmen: Vollbeschäftigung! Fällt eine unternehmerische Konsumentenmentalität mit stabilen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, flexiblen Modellen und Mangel an potenziellen Kandidaten zusammen, droht der Wettlauf um passende Kandidaten für Unternehmen zum Albtraum zu werden. Dies wird insbesondere in Bereichen wie der Konformitätsbewertung der Fall sein, in denen durch die Automatisierung vieler Aufgaben die Zahl der Arbeitskräfte reduziert und gleichzeitig das erforderliche Fachwissen erhöht wird.

Fluide Unternehmen werden auf die Anforderungen der Bewerber eingehen. Sie werden ideale Kandidaten auf smarte Weise – oft ausschließlich für Projekte – rekrutieren und freisetzen. Caring Companies dagegen werden sich rundum um die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter und deren soziales Umfeld kümmern, um sie langfristig an sich zu binden.

Die Berufe der Zukunft
Wir werden einerseits in vielen Branchen völlig neue Berufsbilder erschaffen, andererseits bereits existierende Berufe in neue Branchen integrieren. Hier ein Beispiel aus der Automobilindustrie: Viele der selbstfahrenden Autos von morgen werden als Mehrzweckfahrzeuge in die Flotten von Städten aufgenommen. Städte stehen unter dem Druck, schnell auf die Bedürfnisse vieler individueller Kunden einzugehen. UX Adaptive Interior Designer werden adaptive Interieurs entwickeln, die sich schnell von der Schlaflounge zur Dinner-Suite, vom Büro zum Fitnesscenter verwandeln lassen. Diese adaptiven Produkte werden aus der Arbeit von Customer Data Analysts hervorgehen, die Mobilitätsdaten von Verbrauchern sammeln, verarbeiten und zu konkreten Lösungen verfeinern. Die schiere Komplexität und das Datenvolumen werden auch den Einzug von Quantencomputer-Programmierern mit sich bringen, da herkömmliche Computer in den nächsten Jahren durch ihre exponentiell schnelleren Nachkommen ersetzt werden.

Anstelle von Fahrpreisen werden die meisten Einnahmen im autonomen Verkehr durch Werbung oder durch optionale Dienstleistungen erzielt, die sorgfältig auf die Echtzeitbedürfnisse des einzelnen Verbrauchers zugeschnitten sind. Hier werden auch die im Web-Commerce bekannten Rollen wie Real-Time Bidding Analysts und Fulfillment Operators hinzukommen. Ein wachsames Auge für neue Berufsbilder zu haben, ist in jedem Umfeld ein kluger Schachzug. Wer wirklich zukunftsorientiert ist, wird aktiv an der Gestaltung der künftigen Berufsbilder arbeiten.

Erfolg kommt von innen
Das Arbeitsumfeld der Zukunft wird auch in tieferen Ebenen die Arbeitskultur transformieren. Vergessen lernen – offen sein für neue Technologien, Modelle und Regeln und bewusst Altbewährtes vergessen – darin sehen wir für die meisten Branchen entscheidende Zukunftsperspektiven. Mitarbeiter und Unternehmen sind dazu angehalten, alle fünf bis zehn Jahre nahezu ihr gesamtes Wissen über Bord zu werfen. Es ist ratsam, eine zukunftsweisende Wissensbasis aufzubauen und mit hochpräzisen, agilen Entwicklungsplänen zu arbeiten. Wir sehen auch, dass das Epizentrum der Geschäfte vor allem in Orten wie Silicon Valley, Tel Aviv und Shenzhen liegt. Egal wie groß der Erfolg auch sein mag: Wer erst spät ins Rennen einsteigt, muss viel investieren, um irgendwann wieder ganz vorne mitbestimmen zu können. Ein simples Beispiel: Die frühen, mitunter belächelten Bitcoin-Anwender sind inzwischen die Millionäre, von denen der Rest der Welt heute in den Gazetten liest. Das Bild zeichnet sich indes gravierend alarmierender mit Blick auf den sich abzeichnenden Rüstungswettlauf in der KI-Entwicklung.

The Big Picture
Die Welt von 2030 wird viel komplexer zusammenhängen und interagieren als heute. Darin steckt ein unglaubliches Versprechen an das Leben und die Arbeit der Menschen. Für ein positives Ergebnis müssen jedoch alle gepriesenen Technologien, Modelle und Systeme nicht nur für sich, sondern auch in Vernetzung erfolgreich funktionieren. Die traditionellen Grenzen zwischen verschiedenen Lebensbereichen wie Politik, Industrie und Unterhaltung verschwimmen zunehmend. Schnittstellen aller Art – Software/Hardware, Government / Commerce, B2B2C (und P2P2M?) – werden massiv an Bedeutung gewinnen. Als Konsequenz werden viele traditionelle Experten bisher unbestrittene Monopole in Bezug auf Kundenvertrauen und Marktposition verlieren. Digitale Angreifer werden kommen und den Verbrauchern Komfort bieten, den sie in anderen Bereichen des täglichen Lebens erleben.

Dies bedeutet, dass beispielsweise Versicherer eine Rolle als Risikomanager ernsthaft in Erwägung ziehen und Ärzte gegen digitale Player kämpfen sollten, um im Zentrum des Gesundheitsnetzwerks des Kunden zu stehen. Online-Präsenz ist die Grundvoraussetzung von gestern. In Zukunft müssen Unternehmen strukturiert und philosophisch kundenorientiert handeln. Auch der konstruktive Grenzbruch wird in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen – von der strategischen Einbindung der Konsumenten in die Produktkonzeption bis hin zu Partnerschaften mit dem “Wettbewerb”.

Es werden tiefer schürfende Fragen auftauchen: Wenn beispielsweise ein autonomes Fahrzeug in einen Unfall verwickelt ist – ist der Eigentümer verantwortlich oder der Hersteller? Und im zweiten Fall der Hersteller der Hardware oder der Software? Oder sollte das Fahrzeug selbst haftbar gemacht werden? Muss unsere Justiz bald Gesetze für elektronische Personen verabschieden? Welche Rechte sollte ein Roboter-Bürger haben? Weil diese Fragen sehr bald Antworten einfordern, wird der Bedarf an informiertem Konsens zunehmen und die Zahl derer, die uns helfen, ihn zu erreichen. Philosophie ist möglicherweise in fünf Jahren keine brotlose Kunst mehr. 

Wir rasen auf einen radikal veränderten Markt zu. Gerade die Technologien, die heute am ehesten nach Science Fiction klingen – Quantencomputer, Predictive Systeme, künstliche Intelligenz – versprechen 2030 die Grundlage unserer Arbeit zu bilden. Seien wir uns bewusst: Während das Risiko real ist, zurück zu bleiben, haben jene beste Chancen, die diese Zukunft heute schon aktiv mitgestalten.“